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Beitrag vom 25.05.2012
Blaubarts achte Frau - ein Film von Ernst Lubitsch. Ab 25. Mai 2012 auf DVD
Clarissa Lempp
Die bissige Beziehungs-Komödie von 1938 mit Gary Cooper als Schwerenöter, Claudette Colbert als Rächerin seiner entledigten Ehefrauen und dem jungen David Niven glänzt neben dem Spiel der ...
... DarstellerInnen durch Dialoge aus der Feder von Billy Wilder und Filmmusik von Richard W. Heymann.
Wer beim Titel des Films an das französische Märchen vom Blaubart denkt, liegt fast richtig. Aber keine Angst, hier sterben keine Jungfrauen und es gibt auch ein richtiges Happy-End. Der amerikanische Millionär Michael Brandon (Gary Cooper) ist für zwei Dinge bekannt. Er hat nicht nur einen unverschämt gut gefülltes Konto, sondern auch eine offensive Art seinen Mitmenschen gegenüber, vor allem bei Frauen, die ihm gefallen. So wundert es auch nicht, dass er gerade zum siebten Mal geschieden ist.
Als er an der französischen Riviera residiert, begegnet er beim Pyjamakauf der schlagfertigen und charmanten Nicole de Loiselle (Claudette Colbert). Die springt ein, als man Brandon kein einzelnes Pyjamaoberteil verkaufen will. Sie kauft kurzerhand die Hose und verdreht dem Millionär dabei den Kopf. Nach einigen Umwegen, die unter anderem zur Badewanne von Louis dem XIV. führen, wird Nicole de Loiselle schließlich Brandons achte Frau. Doch das Glück hält nur kurz. Bald nach der Hochzeit verliert Michael Brandon das Interesse an seiner Frau. Aber Nicole weiß sich zu wehren und bringt den sonst so selbstsicheren Millionär an den Rand des Wahnsinns.
"Blaubarts achte Frau" ist eine klassische Screwball-Komödie. Das vereinfachte Rezept lautet: eine moderne, intelligente und selbstbewusste Frau trifft auf einen eigenbrötlerischen Schwerenöter und rückt ihm den Kopf zurecht. Oft gespickt durch einen Klassenkonflikt, so wie hier verarmter europäischer Adel auf Börsenmillionär aus den USA trifft. Durch den "Hays Code", der seit den 1930ern sexuelle Inhalte in Filmproduktionen verbot, entwickelte sich das dialog-lastige Liebes-Komödien-Genre, das durch Zweideutigkeiten und Uneindeutigkeiten die damaligen Tabu-Themen wie Ehebruch oder Prostitution wieder aufgriff. Temporeich und mit viel Wortwitz ausgestattet, wurden vor allem die Filme von Ernst Lubitsch und Billy Wilder ("Manche mögen´s heiß") in diesem Genre bekannt. Bei "Blaubarts achte Frau" treffen Lubitsch als Regisseur und Wilder als Drehbuchautor aufeinander. Der deutschstämmige Jude Ernst Lubitsch war bereits 1922 von Hollywood angeworben worden. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 flohen viele seiner KollegInnen ebenfalls in die USA. Lubitsch engagierte sich für sie und beschäftigte neben den Film-Komponisten Friedrich Hollaender (u.a. "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“) auch den bis dahin in den USA wenig bekannten Drehbuch-Autoren Billy Wilder.
AVIVA-Tipp: "Blaubarts achte Frau" glänzt durch die DarstellerInnen, die rasanten Dialoge des Drehbuchs, einem Gespür für Situationskomik und der einzigartigen Filmgestaltung Lubitschs. Bereits als Stummfilmmacher aktiv, bewies er auch in seinen späteren Komödien eine unverkennbare Hand bei choreographierten, Slapstick-artigen Szenen, die seine Filme über den Unterhaltungswert hinaus zu Kino-Klassikern machen.
BLAUBARTS ACHTE FRAU
Originaltitel: Bluebeard´s Eighth Wife
USA 1938
Mit Gary Cooper, Claudette Colbert, David Niven
Regie: Ernst Lubitsch
Drehbuch: Billy Wilder, Charles Brackett, Charlton Andrews, Alfred Savoir
Musik: Werner R. Heymann, Frederick Hollander, John Leipold, George Parrish
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit: 82 Min.
EAN-Code: 4042564131321
Bestell-Nr: 6413132
FSK: 16
Vertrieb: AL!VE AG
Label: Winkler Film
VÖ: 25.05.2012
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